Bye Bye
10. Januar 2024

Bye Bye

Es sind Fragen, die uns schon lange und immer wieder umtreiben. Und wahrscheinlich geht es vielen Läden und Marken mit einer ähnlichen Positionierung und Philosophie genauso. Machen wir einen Ausverkauf Ende Saison? Wenn ja, ab wann? Wie stark und welche Ware reduzieren wir? Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus und bewegen sich zwischen «Alles muss weg, wir haben keinen Lagerplatz!» und «Keine Reduktion, die Sachen sind ja zeitlos und wertvoll!».  

Einige aus der nachhaltigen Ecke starten zeitgleich mit den konventionellen Läden schon früh in die Ausverkaufssaison, andere machen zum Beispiel einfach zwei Tage Super-Sale. Wir haben uns immer irgendwo in der Mitte von all diesen Optionen bewegt. Meist haben wir irgendwann im Januar beziehungsweise Juli einen End Of Season Sale gestartet – relativ spät also, und dazu meist mit nicht so starken Rabatten wie viele andere Läden dies anbieten. Wir wollten nie ganz richtig bei der je-früher-desto-besser-Rabattschlacht mitspielen. Trotzdem mussten und müssen auch wir unsere Lagerbewirtschaftung beachten und da hilft es in der Regel, Ende Saison bestimmte Ware reduziert abzuverkaufen. Ausserdem wissen wir auch von Menschen, die froh sind, wenn sie nachhaltige Mode ab und zu etwas günstiger erwerben können.  

Wir hatten also immer gute Gründe, warum der End Of Season Sale bei uns so aussah, wie er aussah. Wirklich fröhlich gemacht hat uns das alles aber trotzdem nicht. Die Sale-Saison war immer mit einem ziemlich grossen Aufwand innerhalb kurzer Zeit verbunden. Wir mussten schnell selektieren, rabattieren, im Warenwirtschaftssystem kategorisieren und den Laden komplett neu einrichten. Da waren in der Regel drei bis vier Personen ein paar Tage beschäftigt. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Sale-Artikel zwar Beachtung fanden, aber der ganz grosse Run bei unserer bewusst konsumierenden Kundschaft ausblieb. Manchmal fühlte es sich auch ein bisschen so an, als würden wir damit gewisse Kleidungsstücke irgendwie abwerten. Und damit gleichzeitig definieren, welche Produkte auch von Menschen mit kleinerem Geldbeutel erworben werden dürfen. Alle diese Gedanken haben wir viel diskutiert und dabei versucht herauszufinden, was nun tatsächlich wünschenswert und was irgendwie nicht ganz stimmig für uns ist.

Abschliessend beantwortet sind die Fragen nicht, wir haben uns nun aber für einen neuen Weg entschieden. Einen «grossen» End Of Season Sale gibt es bei uns nicht mehr. Dafür etablieren wir zwei andere Ideen. Einerseits einen konstanten Bye-Bye-Bereich. Hier zeigen wir durchs ganze Jahr Einzelstücke und ältere Styles zum reduzierten Preis. Die Auswahl wird gut kuratiert, sodass immer Saisonales im Angebot ist und auch regelmässig ein Wechsel stattfindet. Je nach Jahreszeitpunkt wird der Bereich etwas grösser – zum Beispiel jetzt zum Winterende hin – oder eben kleiner.  Andererseits möchten wir spezielle Deals anbieten, wie wir sie zum Beispiel bereits im Dezember ausprobiert hatten. Dabei werden ganze Produktgruppen für einen bestimmten Zeitraum reduziert. Damit können wir ebenfalls gezielt unseren Warenbestand etwas regulieren. Gleichzeitig definieren wir aber nicht selbst, welches die spezifischen Teile sind, die günstiger zu erwerben sind und machen damit gerade wieder für Menschen mit einer tieferen Preisschmerzgrenze das gesamte Angebot zugänglicher. Noch wissen wir nicht, ob dieser Weg langfristig der richtige ist, oder ob wir in einem Jahr eine neue Abzweigung nehmen möchten. Momentan ist das aber die für uns passendste Lösung und wir hoffen, dass auch unsere Kund:innen Gefallen daran finden.